Studieren lernen in 120 Sekunden
Diametralisiert Euch!
Zum Semesterstart verabreichen wir Euch die Regeln für ein erfolgreiches, reibungsloses Studium. Folge 1: Sprechen wie die Prof(i)s
Wer Student*in werden will, muss vieles neu lernen. Zum Beispiel das Sprechen. Die akademische Sprache ist nämlich hörbar anders als die Alltagssprache. Auf Akademisch würde man sagen: Sie steht ihr diametral entgegen.
[aesop_quote type=”pull” background=”#3b3b3b” text=”#FFFFFF” width=”255px” align=”left” size=”2″ quote=”„Die akademische Sprache steht der Sprache, wie sie auf der Straße gesprochen wird, diametral entgegen.“” parallax=”off” direction=”left” revealfx=”off”]
Auf der einen Seite liegt das an der Angst des Akademikers, trivial zu klingen. Nichts ist schlimmer, als einen klaren Gedanken zu riskieren. Denn sonst könnte man ja noch verstanden werden!
Daraus folgt auf der anderen Seite und mit Kant gesprochen:
Sprich so, als könne die Maxime Deines Mundwerkzeugs unmöglich zur allgemeinen Gesetzgebung werden.
Die Maxime der Zuhörenden lautet im Umkehrschluss:
Nicke verständnisvoll, als würde das, was Dein Gegenüber von sich gibt, einwandfrei Sinn ergeben. Und zwar selbst dann noch, wenn es sich offensichtlich um eleganten Unsinn oder schlichtweg: um Bullshit handelt.
Historisch war die akademische Sprache immer auch ein Machtinstrument. Sie sollte alle von der Konversation ausschließen, die diese Sprache nicht beherrschen. Nicht umsonst diente Latein jahrhundertelang als Gelehrtensprache. Latinismen wie ep ipso, prima facie oder de facto zeugen bis heute davon. Dass sie immer noch benutzt werden, würde die Akademiker*in in einer unsäglichen Floskel als “Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen” bezeichnen.
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UNIDSCHUNGEL
Generell gilt: So viele Fremdwörter einstreuen wie möglich. Liminalität, Reziprozität, Serialität, Simultanität; Narrativ, Perspektive, problematisch – der Akademiker*in sind da keine Grenzen gesetzt. Denn anders als Wittgenstein dachte, hört die Welt nicht mit der Sprache auf, sondern mit der letzten Seite des Duden Fremdwörterbuchs.
Serie: “Studieren lernen in 120 Sekunden”
Der Beitrag ist Teil 1 unserer Serie „Studieren lernen“ – Alles, was Ihr zum Überleben an der Uni wissen müsst, in 120 Sekunden. Beim nächsten Mal erklärt Euch Delilah, wie Ihr es durchs Studium schafft, ohne auf dem Campus zu verhungern. Lektion 3 führt ins doch recht kleine Universum der akademischen Gestik.
„50 Cent extra nur für Schafskäse? Niemals. Das muss sich doch irgendwie rausschmuggeln lassen.“
„Huch? Wie kommt dieses Buch denn in ‚Offenes Magazin‘? Und vor allem: Wie kriege ich es da wieder raus?“
„Verdammt. I want it so bad. Wie werde ich studentische Hilfskraft?“
Erstis und werdende Akademiker*innen, wir wollen wissen, welche Fragen Euch unter den Nägeln brennen. Schreibt uns einfach eine Mail an wortredaktion@couchfm.org.